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Reibungswiderstand der Düse

Verfasst: Do 23. Jul 2020, 09:12
von DJVanity
Hallo zusammen,
ich habe hier auf der Arbeit einen RF2000 mit einer 0,4er Düse im Betrieb. In Regelmäßigen Abständen muss ich die Düse vom Extruder runterschrauben und von innen reinigen, da spätestens ab den 2. Layer (nach Retracts) der Extruder zu spucken anfängt und nichts mehr fördert. Ich denke, weil sich die Düse mit irgendeinem Schmodder zusetzt. Partikel wie Fasern oder Staub kann ich zum Großteil ausschließen, da sich der Drucker in einem Reinraum befindet. Ich stelle aber fest (Gegenüber meinen RF1000 zu Hause, der überwiegend mit Nunus-Filament gefüttert wird), dass die Düse regelrecht von innen wegoxidiert, sprich es befindet sich im Inneren der Düse eine oberflächliche Braun-Schwarze Kruste. Ich denke, durch diese Kruste erhöht sich der Reibungswiderstand und deshalb wird das Filament schlechter gefördert. Die Öffnung , also das Loch in der Düse ist aber komplett frei, also nicht verstopft oder ähnliches. Entferne ich die Oxidationschicht etwa mit mit einer kleinen bürste, geht nachher wieder alles einwandfrei. Steht der Drucker aber längere Zeit, geht das Spiel von vorne los. Der RF2000 bekommt Velleman Filament von Conrad (anderes geht leider nicht wegen Bestellkreditoren).

Was kann ich nun tun um das Problem anzugehen?

Filament wechseln?
Bei Standzeiten das Filament entladen?
Temperaturspielereien (Velleman braucht aber schon gut 210°C)

und warum Oxidiert eigentlich die Düse????

VG

Thomas

Re: Reibungswiderstand der Düse

Verfasst: Do 23. Jul 2020, 16:02
von AtlonXP
Hallo DJVanity,
in deinem Vergleich gehe ich davon aus, dass du jedes Mal das V2 im Einsatz hast.

Sicherlich könnte der Materialhersteller einen Unterschied ausmachen.
Ich glaube aber weniger daran.

Hast du an dem RF2000 im V2 das Teflon Röhrchen überprüft?
Wenn dieses die 260 C° Marke gesehen hat, ist die Antihaftbeschichtung im verbratenen Bereich im Eimer!
Wenn ich mich nicht irre, könnte bei dem sich zersetzenden PTFE, auch Säuren entstehen.

Das V2 hat noch ein paar weitere Mängel, die ich hier beschrieben hatte:
viewtopic.php?p=14947#p14947

viewtopic.php?p=18740#p18740


Deine Beobachtung kann ich nur bestätigen, wenn ich ABS verdrucke.
Hierbei entstehen Ablagerungen in der Schmelzkammer und in der Düse.

Bei dem V2 für PETG und PLA gebe ich die Empfehlung für eine leichte Beölung raus.
Die Drücke sinken und man kann den Drucker wesentlich schneller fahren.
viewtopic.php?p=18461#p18461

Vielleicht ist auch bei dir die Zeit gekommen, um auf das E3D V6 Hot End zu wechseln. :coolbubble:

LG AtlonXP

Re: Reibungswiderstand der Düse

Verfasst: Do 23. Jul 2020, 18:06
von AtlonXP
Der Frage ob PTFE bei Zersetzung Säure abspaltet, bin ich eben nachgegangen.
Ja es wird eine Säure abgespalten:

Bei Temperaturen über +360 °C zersetzt sich Teflon®. Dabei werden gesundheitsschädigende Pyrolyseprodukte frei, die Tetrafluorethylen (C2F4), Trifluoressigsäure (CF3COOH) und Fluorwasserstoff (HF) sowie das Lungengift Fluorphosgen (COF2) enthalten. Deshalb sind Teflon®-Beschichtungen für den üblichen Gebrauch im Haushalt und in Großküchen, etwa für Töpfe, Backformen und Pfannen, heftig umstritten, weil hier versehentliche Überhitzungen mit schwerwiegenden Folgen keineswegs auszuschließen sind. Stattdessen werden Edelstahl- oder emaillierte Geschirre empfohlen.

Quellenangabe:
https://www.rct-online.de/de/RctGlossar/detail/id/20


Bitte verteufelt nicht gleich das PTFE.
Mir schmecken die Spiegeleier immer noch gut aus der TEFAL Pfanne.
Nur zu heiß sollte die nicht werden! :mrgreen:

LG AtlonXP

Re: Reibungswiderstand der Düse

Verfasst: Do 23. Jul 2020, 22:15
von rf1k_mjh11
AtlonXP hat geschrieben:Bei Temperaturen über +360 °C zersetzt sich Teflon®. Dabei werden...
Das sind ja 100° über der Drucktemperatur. Ist da was faul, oder zersetzt sich Teflon® noch doch schon früher?
Viele kennen hier die schwärzlich verbrutzelten Teflonröhrchen aus dem V0-V2 Hot Ends. Ich zweifle schon, dass hier eine Temperatur über 290° jemals zustande kam.

mjh11

Re: Reibungswiderstand der Düse

Verfasst: Do 23. Jul 2020, 23:08
von Digibike
Na ja, Kokeln und zersetzen kann schon noch ein Unterschied sein... Zersetzen verstehe ich (laienhaft), dass komplette oder größtenteile Aufspalten in seine Bestandteile und ggf. reagieren mit entsprechenden Katalysatoren. Ankokeln ist ein überschreiten der zulässigen Temperatur mit eventueller Dauerhafter Schädigung. So verstehe ich und interpretiere das jedenfalls. Das dürfte für Experimente mit Hotends, die Teflon enthalten und eigentlich für niedrigere Spannung ausgelegt sind - oder aber die Regelung ausfällt, interessant sein. Denn da geht es dann nicht nur ganz schnell in ein grelles Licht über, sondern wird wirklich zersetzt - mit allen Konsequenzen...

Gruß, Christian

Re: Reibungswiderstand der Düse

Verfasst: Fr 24. Jul 2020, 17:01
von AtlonXP
Wer es genauer wissen möchte sollte meine verlinkte Quelle anschauen.
Ich finde das Datenblatt dort super, auch das was ich zwischen den Zeilen lese!
Einige dieser Informationen dort, werden von DuPont als geheim klassifiziert.

Meine verbauten PTFE Schläuche halten 260 C° aus und das glaube ich auch.
Da aber jedes Hot End beim Anheizen überschwingt, sollte spätestens bei 258 C° Schluss sein.

Das Verkokeln ist schon eine Zersetzung.
Die Makromoleküle werden kürzer und verändern sich.
Zur Zersetzung gehört nicht nur die Temperatur sondern auch die Einwirkzeit!
Z.B. Datenblatt Verarbeitungstemperatur > 260 C°.

Wenn jedoch Säuren entstehen sollen, geht die Zersetzung schon in den Fachbegriff „Depolymerisation“.
Hier lösen sich die Makro Moleküle in ihre Bestandteile auf!
Am einfachsten erreicht man das per Abfackeln.
Durch Zugabe von Katalysatoren geht es aber auch früher und ohne Feuer.

Wenn man das Datenblatt genauer betrachtet, dann steht dort, dass sogar Flusssäure entsteht.
Es ist eine der stärksten Säuren.
Mit dieser wurde früher Glas mattieren.

Kurz um, einen Flächenbrand in der TEFAL Bratpfanne sollte man tunlichst vermeiden. :sick:
Dabei geht es mir nicht nur um die Spiegeleier! :coolbubble:

LG AtlonXP